An diesem Ausflugstag trugen die Erwachsenen, die die Maxi-Gruppe (das sind die ca. 5-Jährigen) begleiteten, kleine Schildchen um den Hals, auf denen stand:
„Mir ist es eine Ehre, heute diese so besonderen Kinder bei ihrem Ausflug begleiten zu dürfen.“
Diese Schildchen der Erwachsenen dienten an diesem stürmischen Tag Anfang März zunächst dem Zweck, den Kindern Vorbild zu sein. Denn die Kinder sollten ein ähnlich aussehendes Schild mit einer Telefonnummer für Notfälle tragen. Der Text war eher ein Platzhalter, doch nach dem Ausflug – bekam dieser Text eine ganz besondere Bedeutung.
Am Königsdorfer Bahnhof schaute uns schon vor der Abfahrt eine Dame sehr eindringlich an und raunte uns zu: „Viel Glück“.
Während die Kinder noch überlegten, wie sie das wohl meinte, fing unser Glück schon an: Wir durften heute mit den Kindern einen ganz besonders tollen Tag erleben.
13 Maxis trafen sich an diesem Tag pünktlich und leicht aufgeregt am Bahnhof in Königsdorf. Mit der S-Bahn fuhren wir zunächst bis zum Hauptbahnhof. Als die Gruppe aus dem Bahnhof trat, hörte man schon beeindruckte Stimmen: „So groß ist der“ – die Kinder meinten natürlich den Dom. Beim Anblick der kurzen Maxi-Beine und dem gleichzeitigen Anblick des so hohen Doms überlegten wir schon einen kurzen Moment, ob unser Vorhaben, dort wirklich hinaufzuklettern, so erfolgreich sein würde. Um uns für unsere Dombesteigung zu stärken, galt es zunächst, einen gemütlichen Frühstücksplatz zu finden. Für uns Waldkönige ist „gemütlich“ ja ein sehr dehnbarer Begriff, darum störte es auch keinen, dass es zu diesem Zeitpunkt etwas regnete. Der erste Vorschlag, auf den Bahnhofstreppen zu frühstücken, wurde schnell abgelehnt, weil es dort sehr windig war. Der nächste Vorschlag war rechts vom Dom vor dem Museumseingang, doch auch dort war es den Kindern zu windig. Waldkönige geben ja zum Glück nicht so schnell auf, so wanderten wir ein Stück weiter und frühstückten schließlich genau vor dem Heinzelmännchenbrunnen. Wir wissen nun, was in einer der nächsten Maxigruppen auf uns zukommt – die Kinder wollen das Gedicht ganz genau kennenlernen und waren schon ein bisschen enttäuscht, dass wir es nicht auswendig aufsagen konnten. Vielleicht arbeiten wir daran…
Nach dem Frühstück waren alle so gestärkt, dass auf unsere Frage, wer denn nun mit auf den Dom möchte, ohne zu zögern, sofort 13 Finger in die Luft schnellten und alle „Hurra“ riefen. Wir Erwachsenen schauten uns kurz an und es wurde jedem von uns klar, dass bei dieser Teilnehmerzahl keiner unten bleiben konnte, wir saßen wohl alle im gleichen Boot. Die Blicke der Kinder, als sie der Domtreppe entgegenschritten, zeigt, was sie in diesem Moment fühlten. Es war so, als machten sich 13 gut vorbereitete Astronauten auf den Weg ins All. Kurz vor dem Start fiel es zum Glück noch einigen Astronauten ein, dass „Pipimachen“ im All sicher nicht so klasse ist und schon begann unser nächstes Abenteuer. Die Toiletten am Dom sind durch eine Schranke abgegrenzt, die man durch den Einwurf mit einem 50-Cent-Stück öffnen kann. Da mittlerweile einige Maxis diese Idee toll fanden, haben wir noch eine kurze Weile mit dem Servicepersonal der Toilette verhandelt, um zu erreichen, dass wir immer zwei Maxis mit einem 50-Cent-Stück durch die Schranke schicken durften. Die Kinder suchten sich einen Schrankenpartner, warfen 50 Cent ein und gleich einem Synchronschwimmerpaar schwebten sie durch die Schranke. Dann hörte man eine Weile Kichern, Türenschlagen, Sätze wie „Ich kriege den Knopf nicht auf“ und anderes Durcheinander, bis wir dieses kleine Abenteuer gut überstanden hatten. Die Dame an der Domtreppenkasse lächelte uns noch einmal zu, als wir den Kindern vorlasen, dass der Aufstieg 533 Stufen hat (dachte sie vielleicht, wir schaffen das nicht?!)
Und schon ging es los … anfangs sehr schnell, dann mit sehr wechselndem Tempo, dann mit kleinen Stehpausen und schließlich mit kleinen Sitz- und Liegepausen auf den Stufen erreichten wir zunächst die Ebene der Glocken. Dort machten wir eine kleine Pause, bevor wir weiter hinaufkletterten. Manche der Maxis krabbelten die letzten Stufen hinauf, (ob es an der weniger werdenden Kraft oder aber an der empfundenen Höhe lag, weiß keiner so genau) und dann war es soweit. Wir erreichten die obere Ebene des Doms, von wo aus dann nur noch eine Gerüsttreppe zur Domspitze führt. Diese Ebene war eigentlich unser Ziel. Die Hälfte der Maxis empfand das für sich passend, die andere Hälfte schielte jedoch nach einer kleinen Trinkpause zur Gerüsttreppe hinauf und schnell kam der von uns gar nicht so sehr gewünschte Satz: „Wir wollen da rauf!“. Wieder gab es einen kleinen Blickkontakt zwischen den Erwachsenen und schnell war klar, dass auch diese Ehrenrunde im All nicht an uns vorübergehen sollte. Wir waren ja schon mit anderen Gruppen auf dem Dom – auch ganz oben, ABER die anderen Gruppen waren immer ein Jahr älter und es war noch nie so stürmisch wie an diesem Tag! Wir setzten alle unsere Kapuzen auf, damit die Mützen nicht wegfliegen konnten und starteten den weiteren Aufstieg. Stufe für Stufe kletterten wir die offene Treppe hinauf und murmelten dabei die ganze Zeit typische Erwachsenensätze wie „Haltet Euch fest“, „Lasst die Hand am Geländer“, „Abstand halten“… Der Wind blies laut um die Domspitze und nicht nur um unsere Nasen, doch die Maxis kletterten mutig weiter. Stolz waren wir, als dann ein Kind entschied, doch lieber mit den anderen auf der Ebene zu warten. Auch das ist bei den Maxis einfach wunderbar: sie können schon prima eigene Entscheidungen treffen, ihre eigenen Grenzen spüren und konsequent handeln, ohne dass jemand aus der Gruppe einen Kommentar dazu abgibt. So war jeder Aufstieg heute ein Erfolg, egal, wie weit man geklettert ist. Mit sechs Kindern erreichten wir dann wirklich die Domspitze – schauten auf Köln hinab, sahen winzig kleine Schiffe auf dem Rhein und suchten natürlich in der Ferne die Bauwagen des Kindergartens. Wir haben dann ganz laut einen Gruß Richtung Königsdorf gerufen.
Stolz kletterten wir dann alle zusammen wieder runter und als wir schon dachten, es endet ja nie, erreichten wir den Ausgang. Nach der Dombesteigung wollten einige Kinder noch einen Blick in den Dom werfen. Wir hätten uns gerne das Richterfenster angesehen, doch leider war gerade das Mittagsgebet und wir durften uns nicht so frei in der Kirche bewegen. Die ABCs (Vorschulkinder) hatten bei ihrem Ausflug gelernt, dass die Jungen und Männer in der Kirche bitte die Mützen ausziehen. Als wir das den Maxis erzählten, fanden sie das unfair und zogen einfach alle ihre Mützen am Eingang aus – egal ob Mädchen oder Junge. Nachdem wir uns wenigstens andere sehr bunte Kirchenfenster angeschaut hatten, war unser nächstes Ziel der Rhein.
Die Kinder wünschten sich, nach Schiffen zu schauen. Schiffe waren zwar weniger unterwegs, doch dafür waren sich zwei Kinder sehr sicher, eine Seerobbe gesehen zu haben. Nach einigen Fragen der anderen Kinder bestätigte ein drittes Kind, dass es aber nur eine Babyrobbe war. Wir beobachteten dann zusammen noch eine Weile einen Haubentaucher, bevor der Wunsch nach Mittagessen mit den geplanten „Pommes“ aufkam. Auf dem Weg zum Bahnhof sprach uns ein Polizist an. Er lud die Kinder ein, sich für ein Foto auf sein Polizeimotorrad zu setzen. Die meisten Kinder nahmen das Angebot freudig an und der Polizist war sehr beeindruckt, wie reibungslos die Kinder sich in einer Reihe anstellten und wie selbstverständlich das Abwechseln war.
Mit all diesen Eindrücken fuhren wir dann mit der S-Bahn zurück nach Königsdorf und kehrten in der Pommesbude ein. Hier merkten wir schnell, dass wir mit den Maxis nicht nur gut nach Köln fahren, sondern auch ganz prima Mittagessen gehen können. Es dauerte natürlich eine Weile, bis so viele Portionen Pommes fertig waren. Die Maxis warteten völlig geduldig. Wenn einer dann doch zu viel Hunger signalisierte, bekam er vom Nachbarkind schnell eine Fritte angeboten, damit das Warten nicht zu schwer fiel. Satt und müde begaben wir uns auf den Heimweg zum Kindergarten. Manche Kinder wurden schon unterwegs „aufgegabelt“, die anderen erreichten schließlich voller Eindrücke die Bauwagen.
Es gibt bestimmt in den nächsten Tagen im Kindergarten noch viel über den Ausflug zu erzählen. Alle Fragen, die unterwegs gestellt wurden, haben wir uns aufgeschrieben … es gibt viel zu tun … Wir glauben, für die Maxis war der Tag heute etwas ganz Besonderes, für uns Großen aber auch. Denn das, was den ganzen Ausflug über auf den laminierten Schildchen um unseren Hals hing, war wirklich passend:
„Es war uns eine Ehre, diese so besonderen Kinder auf ihrem tollen Ausflug begleiten zu dürfen!“
Liebe Grüße
Euer Waldkönig-Team