Freitagmorgen – 7.30 Uhr, bewölkter Himmel. Die ersten Waldkönige treffen am Dansweiler Parkplatz ein, von hier aus soll der Tagesausflug starten. Noch während die letzten Kinder ankommen – manche eher aufgeregt, manche schon sehr unternehmungslustig – beginnt es zu regnen.
Schnell finden wir Schutz unter dem grün leuchtenden Blätterdach und beginnen zunächst mit unserem Frühstück. Viele Kinder sind viel zu aufgeregt zum Essen, es ist eben nicht unser Wald. „Hier gibt es viel dickere Bäume“, „die Bäume haben richtige Wurzeln“ und „hier gibt es Baumseile wie bei Tarzan“, sind Sätze, die die Entdeckungstour begleiten. Einige Kinder kennen das „große Bombenloch“ im Dansweiler Wald und schnell breitet sich der Wunsch aus, dorthin weiterzuwandern.
Zeitgleich entdecken die Adleraugen des Teams eine weitere Kindergartengruppe auf dem Parkplatz. Unsere gut entwickelten „Rhabarber-Ohren“ hören schnell, dass das Ziel dieser Gruppe ebenso der Bombenkrater ist. Ähnlich eines Mallorca-Urlaubers, der sich schon vor dem Frühstück mit dem XXL-Badelaken einen Liegestuhl sichert, stürmen zwei unserer Langstreckenteammitglieder Richtung Krater. Dank unseres ausgedehnten Equipments (Seile, Planen & Co) sind schnell und heimlich die für uns wichtigsten Plätze reserviert und es sieht so aus, als wären wir schon ewig dort oben gewesen. Währenddessen beäugen nun langsam auch die Waldkönig-Kinder die fremde Gruppe. Die Rucksäcke werden gepackt und völlig gelassen und freundlich grüßend zieht unsere Karawane am anderen Kindergarten vorbei dem nächsten Abenteuer entgegen.
Die nächste Stunde verbringen alle unsere kleinen Waldkönige mit Seilexpeditionen an steilen Hängen, Wurzelklettertouren und matschigen Rutschpartien. Mehr und mehr mischen sich die anderen Kinder unter die spielenden Waldkönige und wir Erwachsenen haben eine Menge damit zu tun, unsere Kinder in der großen Kindermenge im Blick zu behalten. Schnell erkennen wir jedoch markante Unterschiede: unsere Kinder sind wesentlich schlammiger, klettern behände die Berge hoch und schon die Jüngsten wissen Seile als Werkzeug und Hilfsmittel geschickt einzusetzen.
Mittlerweile regnet es in Strömen. Die anderen Kinder sind fasziniert von unseren Kletterseilen, zeigen aber größere Mühen in der Bedienung. Hier fällt es dann bald recht leicht die Waldkönige herauszulesen. Die Könige stehen oder krabbeln, viele andere Kinder rutschen oder purzeln. Schmunzelnd betrachten wir das rege Treiben, als wir hören, wie eines unserer Maxi-Mädchen sich gegenüber einer Kekse essenden Gruppe fremder Kinder lautstark aufregt, dass diese mit ungewaschenen Händen essen und auch noch mit dem Essen herumlaufen.
Da kommt ein kleines Mädchen in Pink angelaufen und weint bitterlich, weil die Knie der neuen Hose schmutzig geworden sind. Dies hören verwundert zwei unserer Mini-Kinder, die mittlerweile so schlammig paniert aussehen, dass wir ihre Farben der Hose kaum noch ahnen können.
An dieser Stelle kommt das Team ins Spiel und als Teamleiter bin ich zu Recht sehr stolz auf meine Kollegen: Während die Erwachsenen des Kindergartens xy „stehrümchenähnlich“ nicht mitbekommen, was ihre Schützlinge gerade alles von den Waldkönigen lernen, beginnt bei uns Waldkönigen eine muntere Geschäftigkeit, verteilt über das ganze Spielgelände. Schnell stehen, durch Zuruf weitergetragen, die Spielregeln fest: unser „Hahn im Team“ soll gefangen werden. Blitzschnell beginnt ein gigantisches Fangspiel, die Hänge rauf und runter, kletternd, rutschend, schlingernd, rennend und stolpernd und überall sieht man flitzende große und kleine Waldkönige. Langsam werden wir dem anderen Kindergarten unheimlich. Das Spiel geht so lange, bis alle erschöpft aufgeben. Wir schauen uns um und sehen glückliche Augenpaare in von der Anstrengung geröteten Gesichtern.
Als Pause kommt uns das Mittagessen sehr entgegen. Mittlerweile hat der andere Kindergarten sich verabschiedet, was im Zuge dessen, was uns beim Essen dann erwartet auch ganz gut so ist. Bei Laien gelten Waldkinder ja manchmal als „kleine Wilde“ ohne besondere Manieren. Hätte man uns beim Mittagessen beobachtet, könnte man es ihnen nicht länger verübeln. Wir sind ja immer sehr dankbar, dass unser Lieblings-Caterer uns mit dem Essen fast überall hin nachreist und sehr unkompliziert liefert. Doch dieses Mal ist eine kleine Panne passiert. Es gab Suppe und zum Nachtisch Früchtequark – soweit ganz gut, aber an diesem Tag leider ganz ohne Besteck. Das hatte der Fahrer leider vergessen auszuladen. Wie gut, dass Waldkönige sehr spontan und auch flexibel sind. Wir nahmen die Herausforderung an, erklärten das Mittagessen kurzerhand zum „Schweinchentag“, blickten kurz in erstaunte Kinderaugen, doch wenige Sekunden später hatten die ersten Kinder bereits verstanden, dass ab dem Moment Teller ablecken ausnahmsweise nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht war. An dieser Stelle freuen wir uns auf die entsprechenden Fotos. Es gibt ein besonders schönes Bild eines Teammitgliedes, das leider keinen flachen Teller erwischt hatte, sondern eine tiefere Suppenschüssel …
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel man erleben kann, wenn man als Waldkindergarten einen Ausflug in den Wald macht. Die Jüngsten waren vor diesem Ausflug schon sehr aufgeregt. Ein kleines Mini-Mädchen hatte vorher zu Hause schon den ganzen Morgen vom großen Ausflug gesprochen und konnte es kaum abwarten. Wie schön der Ausflug für alle war, konnten wir beim Abholen dieses Mädchens hören. Die Mutter nahm das Kind auf den Arm, das Kind kuschelte sich an und rief voller Freude: „Mama, ich bin ausgeflugt!“. Nach diesem Satz wussten wir wie groß das Erlebnis war …
Es ist immer wieder schön, mit diesem Team und den Kindern zusammen die Welt zu entdecken …
Ganz liebe Grüße
Euer Waldkönig-Team